„Selbst entscheiden zu können, ist ein gutes Gefühl“

Seit dem 1. Juli 2025 ist Dr. Dime Bojčevski Inhaber der Kleintierpraxis Leimen. Zwei Monate nach der Eröffnung seiner Praxis spricht Dr. Bojčevski über Mut, Verantwortung und die Frage, wie Tiermedizin heute funktioniert – zwischen Tierliebe, Digitalisierung und dem täglichen Spagat zwischen Ideal und Realität.


Herr Dr. Bojčevski, warum sind Sie Tierarzt geworden?

Schon früh habe ich gespürt, dass ich Verantwortung übernehmen und strukturiert arbeiten möchte – das habe ich von meinen Eltern mitbekommen. Gleichzeitig war da immer meine Liebe zu Tieren. Für mich war klar: Ich möchte beides verbinden – fachliche Sorgfalt, menschliche Empathie und den direkten Kontakt zu Tierhalter*innen und ihren Tieren.

Mit welchen Tieren sind Sie selbst aufgewachsen?

Ich hatte das Glück, mit zwei Golden Retrievern groß zu werden. Diese enge Beziehung zu Tieren hat mich stark geprägt.

Wie verlief Ihr beruflicher Weg bis zur eigenen Praxis?

Nach meinem Studium habe ich zunächst als Allrounder in einer gemischten Praxis gearbeitet. Später zog es mich in eine Kleintierklinik, wo ich viel Erfahrung sammeln konnte. Dann habe ich als leitender Tierarzt in einer Kleintierpraxis gearbeitet – das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen. Schließlich habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Seit Juli 2025 führe ich nun meine eigene Praxis.

Wie fühlt es sich an, nun selbstständig zu sein?

Es ist ein sehr gutes Gefühl, Entscheidungen schnell und eigenständig treffen zu können. Ich habe ein kleines, aber engagiertes Team, das ich selbst ausgesucht habe: zwei Helferinnen und meine Frau, die mich im Management und in der Verwaltung unterstützt. So schaffen wir eine reibungslose Organisation und können unseren Patient*innen eine persönliche Betreuung bieten.

Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf?

Es ist die Vielfalt. Von der Diagnostik über Aufklärung bis hin zur Dokumentation – jeder Tag bringt neue Herausforderungen. Besonders wichtig ist mir, Tierhalter*innen zu unterstützen und das Wohl ihrer Tiere langfristig zu fördern. Und natürlich lerne ich ständig dazu, was mich fachlich und persönlich bereichert.

Welche Entwicklungen beobachten Sie aktuell in der Tiermedizin?

Die Tiermedizin wird weiblicher, Praxen werden größer, Abläufe digitaler. Ich habe in einer Praxiskette Führungsverantwortung übernommen und gesehen, wie wichtig Teamkultur und Work-Life-Balance sind. Mehr Frauen in Führungspositionen verstärken diesen Fokus. Gleichzeitig gibt es eine stärkere Spezialisierung und eine engere Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen. Das empfinde ich als eine positive Entwicklung.

Wie halten Sie es selbst mit der Work-Life-Balance?

Momentan, kurz nach der Gründung, ist es natürlich sehr intensiv – ich arbeite oft von früh bis spät. Mir ist aber wichtig, dass mein Team pünktlich Feierabend machen kann und genug Pausen hat. Langfristig möchte ich auch selbst einen guten Ausgleich finden und mehr Zeit mit der Familie verbringen.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Ihre Praxis?

Eine sehr große. Vetera unterstützt uns enorm:

  • Terminvergabe: effizient und ohne Überschneidungen
  • Zentraler Zugriff: Befunde, Laborergebnisse und Behandlungspläne sind jederzeit verfügbar
  • Digitale Abrechnung: Rechnungen, Stornierungen oder Berichte lassen sich einfach und transparent erstellen
  • Dokumentation: konsistent und nachvollziehbar

Ich arbeite seit über drei Jahren mit Vetera – auch schon in meiner Zeit als Angestellter – und habe nur gute Erfahrungen gemacht. Besonders schätze ich den Support: Wenn es mal ein Problem gibt, wird schnell geholfen.

Was möchten Sie jungen Kolleg*innen mit auf den Weg geben?

Respektvoller Umgang im Team und mit Tierhalterinnen ist entscheidend. Wichtig sind außerdem klare Kommunikation, individuelle Behandlungspläne und solide klinische Fähigkeiten. Junge Tierärztinnen sollten von Beginn an auf ihre Work-Life-Balance achten und konsequent Grenzen ziehen. Fortbildungen, Fachliteratur und Vorsorgekonzepte sind unverzichtbar, um fachlich am Ball zu bleiben.

Und was würden Sie Ihrem jüngeren Ich raten?

Mehr Geduld und eine bessere Struktur. Als junger Assistent wollte ich alles gleichzeitig – das hat mich manchmal überfordert. Ich hätte mir mehr Unterstützung und Zeit von erfahrenen Kolleg*innen gewünscht. Heute versuche ich, das in meiner eigenen Praxis besser zu machen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Tiermedizin?

Mehr Transparenz und Aufklärung für Tierhalterinnen. In der Humanmedizin gibt es viele Informationsangebote, in der Tiermedizin noch zu wenige. Hier wünsche ich mir eine breitere Aufklärungskultur, damit Halterinnen fundierte Entscheidungen treffen können. Moderne Praxen wie unsere Kleintierpraxis Leimen bieten heute schon vieles – digitales Röntgen, dentales Röntgen, In-Hause Labor,  Ultraschall-Herz Abdomen mit Doppler. Doch es braucht mehr öffentliche Information, um das Wissen über Tiergesundheit noch stärker in die Gesellschaft zu tragen.


Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Bojčevski – und viel Erfolg mit Ihrer neuen Praxis!

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